Voces en Tinta
A - Z Información en español- Format:
- Verlag
- Standort(e):
- Mexiko, Sonora
- Seit:
- 2000
- Kontakt:
facebook.com/vocesentinta/
Berthadelamaza[a]yahoo.com.mx
Distribuidora[a]vocesentinta.com- Ansprechpersonen / Akteur*innen:
- Bertha de la Maza
- Sprache, in der hauptsächlich publiziert wird:
- Spanisch
- Geschichte:
In Mexiko war es noch im Jahr 2000 fast unmöglich, ein Buch aus dem LGBT Bereich zu kaufen, geschweige denn, wenn man nach eine*r Autor*in oder einem bestimmten Titel suchte. Das heißt, es gab schon eine auf Sexualität spezialisierte Buchhandlung (nicht LGBT), aber es wurde nur der eine oder andere LGBT-Roman angeboten.
Eine mögliche Lösung für dieses Problem bestand darin, Bücher aus Spanien zu importieren und in Mexiko online zu verkaufen. Die virtuellen Buchhandlungen leslibros.com und gaylibros.com wurden eröffnet.
Es gab jedoch einige Hürden zu überwinden. Eine der größten hatte mit dem Versand der Bücher von Spanien nach Mexiko zu tun. Der Zoll behielt die Waren so lange ein bis eindeutig nachgewiesen wurde, dass die Bücher KEINE pornografischen Inhalte enthielten.
Eine weitere Hürde bestand darin, dass die Käufer*innen darum baten, dass die Buchsendungen diskret sein sollten und dass als Absender*innen nicht die virtuelle Buchhandlung figurieren sollte (damit niemand feststellen konnte, dass die Sendung LGBT-Bücher enthielt!). Ein weiteres Problem war die Tatsache, dass etliche Käufer*innen es vorzogen, die Bücher vor dem Kauf einmal durchzublättern. Es gab ja keinen physischen Ort dafür, keinen Buchladen. Mitunter wurden die Bücher den Käufer*nnen in einem Lagerraum zugänglich gemacht, aber nach einigen homophoben Übergriffen wurde entschieden, dies nicht fortzuführen. All das mündete 2005 in der Entscheidung, einen Vertriebspartner für ausländische LGBT-Bücher zu eröffnen, die in Mexiko verkauft werden sollten. Dies war die Geburtsstunde von Voces en Tinta.
Nun endlich konnten die Bücher auch in großen Buchläden angeboten werden, was zu einem weiteren Problem führte: den Vorurteilen der Mitarbeiter*innen/Käufer*innen gegenüber allem, was nach LGBT klang. So lehnte beispielsweise die größte Buchhandelskette Mexikos Bücher mit dem Argument ab: »Wir verkaufen keine Bücher an Schwuchteln.« Es war sehr mühsam, Räume für den Verkauf der Bücher zu öffnen.
Im Jahr 2006 erweiterte Voces en Tinta seinen Vertrieb von LGBT-Büchern um Werke unabhängiger Autoren*innen und Verlegern*innen aus Mexiko, Spanien und anderen lateinamerikanischen Ländern.
Das Jahr 2009 war ein wichtiges Jahr, in dem sich Voces en Tinta zu einem Kulturprojekt entwickelte und ein physischer Raum, der als Buchladen, Café und Kulturforum dient, in der Zona Rosa von Mexico City eröffnet wurde. Die Hauptthemen umfassen: Gender, Maskulinität, Geschlechterdiversität, Menschenrechte und Feminismus. Die mexikanische LGBT-Community gewann/schuf einen kulturellen Raum, welcher ihre Bedürfnisse respektiert, kurz gesagt, einen Ort, der ihnen eigen ist.
Im Jahr 2010 wurden Partnerschaften mit diversen Organisationen und Institutionen eingegangen, die dazu dienen, die redaktionelle Arbeit zu fördern und publik zu machen.
Im Jahr 2012 umfasste das Kulturprojekt Voces en Tinta auch die Veröffentlichung von Büchern.
Im Jahr 2017 erfolgte die Trennung von Verlag und Buchhandlung. Gegenwärtig trägt der Verlag den Namen Voces en Tinta und der Buchladen, das Café und das Kulturforum änderten ihren Namen in Somos Voces. Somos Voces konzentriert sich vor allem auf die Förderung des Kulturforums und den Ausbau des Cafés.
Voces en Tinta gibt der LGBT-Community weiterhin eine Stimme und wird es hoffentlich noch lange Zeit tun.- Inhaltlicher Schwerpunkt:
Die Hauptthemen des Verlages sind: Geschlechterdiversität, Gender, Maskulinitäten, Feminismus und Menschenrechte.
Das Angebot umfasst Literatur, Poesie und Sachbücher.
Das Format ist das Buch in Papierform.- Organisation und Entscheidungsfindung:
Es wird von zu Hause aus gearbeitet. Es gibt keine Mitarbeiter*innen, d.h. in der Regel ist nur die Verlegerin selbst tätig und teilweise hilft ihre Partnerin aus.
Die Nachfrage nach Veröffentlichungen unter dem Label Voces en Tinta ist groß, da der Verlag einen sehr guten Ruf hat. Die Autor*innen wenden sich an den Verlag, nicht umgekehrt. Es gibt jedoch nicht genügend Ressourcen, um sie alle zu publizieren.
Der Verlag ist in Spezialbuchhandlungen und in zwei großen mexikanischen Buchhandelsketten vertreten.- Finanzierung und Unterstützung:
Der größte Teil der Finanzierung stammt aus der Hand des Verlages selbst, die andere Teil wird von den jeweiligen Autor*nnen aufgebracht.
Es fehlt das Geld, um den Sprung zu E-Books zu schaffen, um eine Person einzustellen, die das Marketing übernimmt, um die Layouter*in zu bezahlen und an Buchmessen und Literaturevents teilzunehmen.
Es gibt keinerlei finanzielle Förderung.- Bedingungen und politische Situation:
Die Wahrung der Menschenrechte in Mexiko ist praktisch Null. Trotz Kampagnen, Veranstaltungen, Regierungs- und Bürgerinitiativen konnte die Diskriminierung bisher nicht wirklich eingedämmt werden. Mexiko hat eine besorgniserregende Rate an ›hate crimes‹.
Im Zeitraum 2013-2018 wurden in jedem Jahr durchschnittlich 79 zur LGBT-Community gehörende Personen getötet, was einer monatlichen Anzahl von 6,5 Personen entspricht. 7 von 10 zur LGBT-Community gehörende Personen haben sich in öffentlichen Bildungseinrichtungen diskriminiert gefühlt; außerdem gaben 5 von 10 Personen an, Opfer von sexueller Belästigung oder Diskriminierung am Arbeitsplatz geworden zu sein. Diese Daten stammen aus einem Bericht der Kommission für Opferbetreuung und der Arcoíris-Stiftung vom März 2019.
Diese Situation führt zu einer geringen Sichtbarkeit der LGBT-Community in Mexiko und damit zu einem Verbleib der Bücher ›in the closet‹ [im Schrank].- Logo: