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Über uns

fairy files ist eine internationale Plattform für Publizierende mit einem Arbeitsschwerpunkt auf queere Inhalte.

Es ist dem jahrzehntelangen emanzipatorischen Engagement vieler Menschen zu verdanken, dass selbstbestimmte, queere Lebensrealitäten zu einem sichtbaren Teil unserer Gesellschaft geworden sind. Hier spielen Literatur und publizistische Arbeit eine wichtige Rolle. Die politischen Kämpfe, die auf unzähligen Buchseiten geführt werden und die nach wie vor notwendig sind, will fairy files sichtbar machen.

Einen kleinen Verlag zu machen, unabhängig zu bestehen und die Beteiligten fair zu bezahlen, scheint utopisch. Es dennoch zu versuchen, weil es politische Inhalte zu vermitteln und die Welt mitzugestalten gilt – dieses Engagement verdient eine Plattform, auf der es geschätzt, genährt und gefeiert wird.

Das übergeordnete Ziel von fairy files ist es, ein ausdrücklich politisches Verlagsnetzwerk zu fördern, das die fortwährende Arbeit von queerem Verlegern anspornt und unterstützt, indem der Dialog über Strategien und Visionen unter Kolleg*innen und mit den Leser*innen gefördert wird. Wie auch beim Ursprungsformat von fairy files - der Veranstaltungsreihe »Queeres Verlegen« - stehen nicht die Verwertungsinteressen sondern der persönlichen Austausch im Vordergrund. Diesem Anspruch folgend führt fairy files die politische Arbeit weiter und verfolgt sowohl mit internationaler Netzwerkarbeit als auch im Rahmen der jährlichen Publikumsveranstaltungen folgende gemeinsame Ziele:

Möglichst viele Interessierte sollen sich hier auseinandersetzen und sich zusammentun. Neben der fachlichen Vernetzung ist auch die einladende Geste an ein breites Publikum wichtig. Es sollen nicht nur jene innerhalb der ›Szenen‹ erreicht werden, die aufgrund ihrer täglichen Lebensrealität mit queeren Themen konfrontiert sind. Die Politiken sollen auch weiter getragen und vermittelt werden, um gesellschaftliche Offenheit und Veränderung zu bewirken.


Publizierende
Die kuratierte Auswahl der vorgestellten Publizierenden umfasst vor allem kleine Verlage, politische Initiativen und Vereine, deren Struktur und Inhalte queer-feministisch motiviert sind.
Diese politische Positionierung in der publizistischen Arbeit ist die Basis für Einladungen zu Veranstaltungen und Präsentationen, wie Diskussionen, Lesungen und Buchstände, als auch zu Vernetzungstreffen. Queer-publizistische Arbeit – das heißt, Verlegen, Schreiben, Übersetzen, Lektorieren, Unterstützen – ist eine gesellschaftlich wichtige Arbeit, aber wenig sichtbar und oftmals unterbewertet. Die Akteur*innen verbindet ihr politisches Engagement, die Bereitschaft zur Positionierung und das Durchhaltevermögen im Veröffentlichen gesellschaftskritischer, emanzipativer Texte – oftmals ohne Aussicht auf wirtschaftlichen Erfolg. Ihre Arbeit kann und will sich nicht auf einer finanziell abgesicherten, gewinnorientierten Kalkulation auf der Suche nach dem nächsten Bestseller ausruhen.

Sie stellen sich zuallererst selbst viele Fragen: Wer spricht und wird meist unhörbar gemacht? Wer schreibt und wird nicht gelesen? Warum? Wer sollte gehört und gelesen werden? Und wie? Wer entscheidet? Wo verläuft Macht und welchen Einfluss übt sie aus? Wie unterbrechen wir die Machtverhältnisse und Diskriminierungsstrukturen – in unseren Inhalten und in unserer alltäglichen Arbeit? In welchem Abstand zum ›Mainstream‹ bewegen wir uns? Wo laden wir ein und vermitteln, wo grenzen wir uns besser ab? Kommen wir ohne Setzungen und Bewertungen aus? Wie können und wollen wir zusammen arbeiten?

Insofern ist Publizieren eine von vielen Ausdrucksweisen queeren und queer-politischen Handelns.


Queer
Da die fairy files dezidiert ›queere‹ publizistische und verlegerische Tätigkeiten in den Mittelpunkt stellen und ausdrücklich alle Interessierten eingeladen sind, diese Nische zu besuchen, sollen hier ein paar Begriffe geklärt werden. Denn ein queer-feministisches Selbstverständnis ist Grundlage der Veranstaltungen und Angebote und wird als Konsens mitgedacht. Ein solcher Ansatz verbindet zwei Gedanken: Das politische Engagement für die Belange von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*geschlechtlichen, intergeschlechtlichen und queeren Menschen (das sind die Vielen im Kürzel LSBT*IQ). Dieser Einsatz ist wiederum untrennbar mit einer energischen Kritik an herrschenden gesellschaftlichen Normen und Diskriminierungen verbunden: Inter- und Transfeindlichkeit, Rassismus und Sexismus, Homo- und Behindertenfeindlichkeit, Ausgrenzungen anhand von Nationalismus, Kapitalismus und weiteren Strukturen der Ungleichheit und Ungerechtigkeit.

Für viele Familien ist es wichtig geworden, traditionelle Rollenbilder zu hinterfragen. Viele Kinder dürfen selbstbestimmte, emanzipierte Menschen werden. Aber es gibt noch immer Unsicherheiten, Ausgrenzungen und Verletzungen im Alltag queerer Menschen. Je nach Umfeld und Lebenssituation können einige ihre queere Identität mit Stolz tragen. Die meisten nicht heteronormativ lebenden Menschen, ob selbstbewusst oder nicht, erfahren aber nach wie vor alltäglich Diskriminierung – auf der Straße, in Schule und Job, in der Familie.

Gerade wenn wir geschriebenen Text und Sprache zu unserem Spielfeld machen, müssen wir die Sensibilität für Begriffe schärfen. Verschiedene Zuschreibungen wie Sexualität, Rassifizierung, Klasse, Befähigung und Geschlecht hängen miteinander zusammen. Sie haben gemeinsame Geschichten. Die Machtstrukturen, die diese Ungleichheiten zwischen Menschen hervorbringen, wirken zusammen und greifen ineinander.

Deshalb werden sie benannt – als Werkzeuge im politischen Diskurs, aber auch in der Poesie, in Versuchen der Abgrenzung, Annäherung und Akzeptanz. Die Strukturen zu verstehen und alternative, emanzipative Sprachen zu finden, ist eine politische Aufgabe. Da wir aber alle in diesen Strukturen und ihren Wechselwirkungen leben, ist wohl kaum jemand gänzlich davor gefeit, in Sprachfallen zu tappen und über die eigenen Stereotype zu stolpern. Im Versuch, diese Machtstrukturen und Zuschreibungen zu hinterfragen, sie zu stören und zu überwinden, ergibt sich die Gelegenheit, queer-feministische Politiken mitzuprägen und herauszufordern.


Wir
Als Kulturschaffende in künstlerischen oder publizistischen Bereichen sowie als politisch Engagierte in queeren, feministischen und antirassistischen Projekten ist es für uns dringend notwendig, dass sich die finanziell desolate aber politisch notwendige Arbeit queeren Verlegens vernetzen kann und sich die starken, Mut machenden, bestenfalls ansteckenden Haltungen multiplizieren können.

Diese Vision ist der Antrieb unseres kleinen Teams. In wechselnder personeller Zusammensetzung arbeiten wir seit 2015 ehrenamtlich an der Gestaltung verschiedener Vermittlungsformate. Uns verbinden eine Affinität zu Text und Sprache und die Überzeugung, dass dies wichtige Werkzeuge für ein gemeinsames politisches Anliegen sind, dass Publikationen unschätzbar wichtig sind für Erfahrungsaustausch und Selbstermächtigung.


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